Sonntag, 18. März 2012

Haut ab!

2012-03-17 17.09.52
Naja, was soll das? Erstens bemalt man nicht fremdes Eigentum und zweitens, was soll das heißen – Haut ab?
Was ich mir vorstellen kann ist, dass hier jemand dokumentieren wollte, dass er ein Gentrifizierungsgegner ist. Gegen die Gentrifizierung Berlins zu sein ist okay. Aber hilft es, Wände zu beschmieren? Nein, das hilft sicher nicht. Eigentlich hilft gar nichts dagegen, denn woher kommt Gentrifizierung?
Meiner Meinung nach passiert hier nur das, was in dieser Welt überall geschieht: Das Geld geht dahin, wo es sich vermehrt. “Geld muss arbeiten.” Hier in Form von Immobilien, die von irgend jemandem auf der ganzen Welt gekauft werden, Häuser drauf gesetzt werden und dann weiter verkauft werden. (Viel werden …)
So, und wer hat das Geld, um diese Häuser zu kaufen? In der Regel nicht die Berliner, nein. Es sind Leute, die jung sind, Erfolg haben, unbedingt nach Berlin wollen, Geld haben oder sich leihen. Und diese Leute ziehen hierher, verwässern die Berliner Schnauze, verdrängen sie (ungewollt) in andere Bezirke oder an den Stadtrand und sind deshalb von einigen anderen Leuten nicht gern gesehen. Und deshalb dieses HAUT AB! Kann ich teilweise verstehen.
Denn ich ahne schon, wie es in Stralau weiter geht. Es bleibt ja nicht bei dem “Goldenen Haus”, es genügt ja nicht das “Heritage Garden” und “Wohnen im Flaschenturm”. Oh, das reicht noch lange nicht. Da ist noch viel Platz. Da kann noch viel Geld verdient werden. Das ehemalige Fördergebiet des Senates und Vorzeigobjekt der EXPO 2000 für Ökologisches Wohnen am Wasser wird zu gesiedelt, was das Zeug hält. Geld muss arbeiten.
Ich wohne jetzt seit 1998 dort. Damals fuhr noch kein Bus, es gab keine Parkplatznot, keine Hundescheiße (in meinem Mietvertrag sind Haustiere verboten), kein Grillen auf dem Balkon, keine Nächte langen Orgien auf Balkonen (ich muss dann mit geschlossenem Fenster schlafen), keine Tapes an den Häuserwänden, … Ich war auf der Insel der Glücksseligen. Das ist schon lange vorbei.
Ich habe mal die aktuellen Baustellen fotografiert (Goldenes Haus ist nicht dabei). Hier geht es demnächst zur Sache. Und auf der Hauptstraßenseite kommt es auch noch ganz dicke. Ich muss kein Prophet sein, um vorher zu sagen, wo das alles hin führt. Es wird einmal eine Insel der Reichen und Schönen geben, wo die Daimler, BMWs und Ferraris parken, wo kein Berliner mehr wohnt (ich ziehe ja auch mal weg), wo die Polizei streift, um den Besitz zu schützen, wo Parkvignetten verkauft werden und Parkraumbewirtschaftung herrscht. Und viel später noch werden dann hier auch die Gucci-Joop-Versace-Ferrari-Nike-Shops öffnen, damit niemand mehr “in die Stadt” fahren muss.
Ich hör jetzt auf. Schwärzer kann ich nicht malen.
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