Sonntag, 14. Mai 2017

ESC 2017 ... Ein neuer Anfang?

Der Sieger in diesem Jahr ist Salvador Sobral, ein junger Adliger aus Portugal, mit dem Lied, der Ballade "Amar Pelos Dois", auf Deutsch etwa "Von zwei Lieben".
Es ist ein sehr ruhiges, aber eingehendes Lied, das durch die portugiesische Sprache sehr feinfühlig klingt, sehr schön und harmonisch.
Komponiert hat es seine Schwester Luisa mit der Absicht, ein schönes Lied für ihren Bruder zu schreiben. Ich finde es ist Ihr gelungen.
Es gab auch andere gute Auftritte mit hervorragenden Künstlern, die alles gaben. Aber einer kann am Ende nur gewinnen.
Mir hat auch der junge Bulgare Kristian Kostov mit seinem Lied "Beautiful Mess" sehr gut gefallen. Ich habe es schon bei Youtube gesehen und auch schon auf der Arbeit in der Werkhalle gehört.
Es ist ein Ohrwurm, was das Lied von Salvador Sobral nicht ist. Es ist sehr sehr still.
Gut fand ich auch "Yodel it", den rumänischen Beitrag. Der ging gleich ins Ohr, machte Stimmung und kam auf einen verdienten siebten Platz.
Der deutsche Beitrag"Perfect Life" von Levina landete auf dem vorletzten Platz. Warum? Meine Vermutung ist, dass die Jury und auch das Publikum erkannt haben, dass das Lied eine gute Kopie ist von "Titanium" von Sia ist. Ich habe mir die beiden Lieder nacheinander angehört und kann das bestätigen.
Aber genau das war wahrscheinlich in diesem Jahr nicht so sehr gefragt. Denn immerhin kamen, und das ist für mich außergewöhnlich, zwei schöne Balladen auf die vordersten beiden Plätze.
Dass dann auf dem dritten Platz schon wieder so ein Beitrag aus der Spaßfraktion landete, ist für mich Beweis, dass der ESC noch weit von dem ist, was er mal war - ein Wettbewerb um schöne Lieder mit schönen Texten und schöner Musik.
Es ist sicher auch eine Generationenfrage, die vorgibt, was da so auf die Bühne darf. Zum Glück wurde bisher nicht gerappt. Aber was ich mir hier schon alles anhören durfte, war ja oft weit weg von schönen Liedern mit schönen Texten uns schöner Musik.
Und deshalb hat mich gefreut, was Savador sagte, als ihm das gläserne Mikrofon überreicht wurde. Sinngemäß sagte er: "Wir leben in einer Welt mit Einwegmusik. Fast food-Musik ohne jeden Inhalt. Und ich glaube das könnte ein Sieg sein für Leute die Musik machen, die etwas bedeutet. Musik ist kein Feuerwerk. Musik ist Gefühl. Lasst uns versuchen, das zu ändern und Musik zurückbringen, die wirklich zählt."
Damit hat er genau meinen Nerv getroffen, denn auch ich finde, dass zu wenig Gefühl und Harmonie in der heutigen Musik steckt (den deutschen Schlager mal ausgenommen).
Und so hoffe ich, dass mit diesem Sieg von Salvador, dessen Lied von der Jury und vom Publikum auf den 1. Platz gesetzt wurde, eine Trendwende bringt hin zu dem, wofür der ESC vor 46 Jahren mal gestartet wurde. Der Grand Prix Eurovision de la Chanson könnte vielleicht eine Renissance erleben, in dem wieder Musik gespielt wird, die schön ist, harmonisch, elegant und einprägsam. Musik, die zählt ...