Mittwoch, 10. August 2016

Ein Tag ohne Handy - Es geht, aber ...

Wie das im Leben so ist gibt es Tage, die nicht friedlich ausklingen und Morgen, die ganz ruhig und schweigsam beginnen.
So war es gestern und vorgestern bei mir (uns). Ich machte mein Handy morgens nicht an, weil ich keinen Bock drauf hatte und als ich auf dem Weg zur Arbeit war und es mir einfiel nahm ich mir vor, heute bleibt das Handy aus.
Wir sind ja alle so gestrickt oder gewickelt, dass in unseren Vorstellungen und Erwartungen Dinge passieren (müssen), die wir uns ausmalen, weil mit einer ungewöhnlichen Handlung auch ungewöhnliche Dinge passieren (müssen). Und so wartete ich ...

Aber es passierte nichts. Mit mir nicht, mit dem Handy nicht, mit meiner Umgebung nicht. Nichts.

Als hätte ich nie ein Handy besessen. Das überraschte mich dann doch etwas und ich überlegte schon, ob ich daraus vielleicht eine gute Angewohnheit machen könnte. Einmal im Monat oder vielleicht sogar in der Woche ein Handy freier Tag. Hmmm ...
Das Handy lag den ganzen Tag über auf meinem Schreibtisch in seiner schwarzen Hülle und ich beachtete es einfach gar nicht.
Ich trug mein Gewicht nicht ein, das ich regelmäßig überwache. Ich wurde nicht daran erinnert, dass ich wieder mal etwas trinken soll, damit ich meine zwei Liter schaffe. Ich nahm es nicht in die Hand um zu sehen, wieviel Akku ich noch übrig habe und ob ich zwischenladen muss. Nein, ich machte einen Tag lang einfach nichts mit meinem Handy.

Gut. Ich hielt tatsächlich bis zum Schlafengehen durch und machte das Handy erst heute Morgen wieder an. Und dann sah ich, warum es vielleicht eine gute Idee ist, sein Handy mal einen Tag aus zu lassen. Aber dieser Tag sollte kein Dienstag oder vielmehr Wochentag sein, wenn man im Arbeitsleben steht. Meine Nachrichtenleiste füllte sich schlagartig, wie man unten sehen kann ...

17 updates wollten sich installieren und warteten auf Bestätigung. Es gab Nachrichten von Pinterest, Twitter, Tumblr und Facebook. Ich hatte ungelesene E-Mals in den Postfächern und ...
und das gefiel mir gar nicht ... eine Mailbox-Nachricht von meinem Boss. Er bat gestern um Rückruf.
Und ... ein Azubi hatte eine Whatsapp-Nachricht geschickt, die er schon mit ??? fünf Stunden später in Erinnerung rufen wollte.

Ich erkannte, dass ein ruhiger Tag ohne Handy schön sein kann. Man darf nur die Folgen nicht vergessen. Im Laufe des Tages habe ich alles in Ordnung gebracht und bin wieder auf dem Laufenden. Trotzdem ist es einen Versuch wert, es zu wiederholen. Schon, damit die Vorstellungen und Erwartungen sich nicht bilden oder in Erfüllung gehen, die das Leben manchmal richtig doof machen und man Herr über seine Zeit bleibt.

Sonntag, 7. August 2016

Was gibt's Neues am Marx-Engels-Platz?

Ha, ha. Ich kann mir vorstellen, dass jetzt der Eine oder Andere zusammen zuckt und denkt: "He, wo ist denn das?"
Diejenigen, die regelmäßig am 1. Mai vor 40 Jahren darüber marschiert sind, wissen, wo ich sich der Platz immer noch befindet, durch okkupative Namensänderungen aber nun zum Schloßplatz verkommen ist.
Heute jedenfalls war ich mal da. Auf Wunsch eines einzelnen Herrn, der dann aber nicht mal ein Foto gemacht hat, "weil es noch nicht schön aussieht". Naja, das wird noch eine Weile dauern. So schnell wie früher, baut man heute nicht mehr ...
Die Tour war lange vorbereitet, denn das Wetter musste stimmen. Bei grauem Himmel kann man einfach keine schönen Fotos machen, während die Sonne und weiße Wolken es ermöglichen, sogar eine Baustelle noch in einem angenehmen Licht erscheinen zu lassen.
Heute war der Tag und das Wetter, wie man auch auf den Fotos sieht, recht angenehm.
Um kurz vor zehn ging es los und schon ca. 50 Minuten später kamen wir am Alex an. Wir sind natürlich mit dem Fahrrad gefahren.


Der Anblick des Alex macht mich immer traurig. Egal zu welcher Jahreszeit ich dort hinkomme, es ist immer Jahrmarkt. Im Oktober ist Oktoberfest, im Dezember ist Weihnachtsmarkt, im Februar ist Halli Galli wegen Fastnacht, im Frühjahr erfinden sie irgendwas zu Ostern und jetzt ist eben Jahrmarkt im Sommer. Jeder will zusehen, dass er den Touris oder den Einheimischen, die auf der Durchreise zum Stadtschloss sind, etwas Geld aus der Tasche zieht. Naja, ist eben so, Geschäft geht vor ...
Nach einem kurzen Durchgang durch diese "Welt" und mit dem festen Entschluss wieder her zu kommen, um entweder türkisch oder venezolanisch zu essen, fuhren wir weiter.


Als wir über die Spree fuhren, sahen wir dann den neuen Palast der Republik, naja, jedenfalls das, was da jetzt steht. Nicht sehr schön, weil zu sehr an die Kastenarchitektur des Regierungsviertels und der Friedrichstraße erinnernd, aber an präsenter Stelle in gerader Linie zum Deutschen Dom. Humboldt-Forum steht dran, also wird keine Bowlingbahn reinkommen, darauf müssen wir wohl endgültig verzichten. Ich kann meinen Mitfahrer ein bisschen verstehen wenn er meint: "sieht noch nicht schön aus." Wird es auch später nicht. Nicht von dieser Seite aus gesehen.





















Und dann fühlte ich mich auf einmal ziemlich zuhause. Oder wie soll ich das Gefühl beschreiben, das
mich überkam, als ich das Staatsratsgebäude vor mir sah. Ich schaute nicht nach rechts auf Fischer's Außenministeriumspalast und auch nicht nach links ins Nikolaiviertel, das von der Kanzlerbahnbaustelle schon über fünf Jahre heimgesucht wird, ich schaute nur geradeaus. Und ich erklärte meinem Mitfahrer wiedermal, dass auf diesem Balkon, der von dem alten Schloß abgebaut wurde, Wilhelm Liebknecht 1918 die Republik ausrief. Ach, die deutsche Geschichte, wie ist sie doch schön ...

 

Jetzt musste ich mich vor das neue alte Schloss stellen und mir mal vorstellen, wie es später einmal aussehen soll. Na gut. Nicht wie der Palast der Republik. Klar, der hatte ja auch keine Kuppel. Meine Fantasie reicht noch nicht aus zu erkenne, wie es einmal aussehen wird, wenn es fertig ist. Auf jeden Fall habe ich gedacht es ist größer, breiter ...


























Über die schönste Brücke von Berlin gehend sahen wir dann schon wieder den Dom und die Marienkirche sowie das Hotel "Stadt Berlin", heute Park Inn-Hotel.
Überall wo man hinschaut ... nur Baustelle. Kräne, Zäune, Absperrungen, Hilfsampelanlagen. Wenn ich als Tourist hier wäre, dann wäre ich enttäuscht.  
Und niemand kann sich vorstellen (ich habe es mit Absicht lieber nicht fotografiert), wie der Lustgarten aussieht. So viel Dreck an einem Platz ... ne, das ist wirklich niveaulos.



























Am Fernsehturm machten wir eine kleine Pause, bevor wir essen gehen und beobachteten die in der Reihe stehenden Touris, die auf den Aufzug nach oben warteten. Heute wäre ein idealer Tag gewesen, um mal wieder auf Berlin runter zu schauen. Aber Schlange stehen war heute nicht mein Ding. Habe ich oft genug in der Gabelsbergerstraße beim Bäcker, Samstag morgens um kurz vor sieben. "10 Schrippen bitte!"


























Nach dem Essen, wir entschieden uns für venezolanisch (naja ...) fuhren wir schon wieder Richtung Heimat. Und ich wählte die Route so, dass ich auch an dem so einprägsamen Ensemble deutscher DDR-Architektur vorbeifahren musste, dem Haus des Lehrers und der Kongresshalle. Ach, wurde mir wieder warm ums Herz.

























Wer den Namen des Bildhauers kennt, der die "Bauchbinde" entworfen hat, der schreibt ihn in den Kommentar. Kleiner Tipp: WW

Nach guten dreieinhalb Stunden waren wir wieder in Biesdorf und ich war zufrieden. Es gibt noch das Berlin, das ich liebe und das veränderte Berlin der Okkupanten. Stadtschloss, Kanzlerbahn, Schweine-Lustgarten, Alexander-Jahrmarkt-Platz ... das sind so Dinge, die ich nur schwer akzeptieren kann. Aber ich arbeite an mir und werde sicher im kommenden Jahr wieder mal nach dem rechten und linken gucken.