Sonntag, 5. August 2012

Unwetter über Stralau

Na das war ja ein Unwetter. Ich habe es zwar auf dem Radar kommen sehen (www.regenalarm.de) aber, dass wir ins Auge des Orkans schauen würden, habe ich nicht geahnt.
Es fing ja eigentlich auch ganz harmlos an. Es wurde dunkel. Und dann windig. Und dann noch dunkler und noch windiger. Dann kam der Regen dazu. Nein, es war gar kein Regen, es war eine Schüttung von Wasser aus einem göttlichen Eimer. Die Wogen aus von Wind gepeitschtem Wasser stürmten an unserem Küchenfenster vorbei und ich versuchte, das zu filmen. Leider macht meine Kamera sehr gute Bilder, wozu sie ja auch da ist. Videos allerdings werden durch den Autofocus beim Zoomen richtig Scheiße.
Naja, ich bin dann noch ins Schlafzimmer gegangen und habe bei geöffnetem Fenster nochmals drauf gehalten. Da war aber schon fast alles wieder vorbei.
Jetzt, gerade beim Schreiben fällt mir eine Szene aus den Buddenbrooks ein, die eine ähnliche Situation, nämlich das Heraufziehen eines Gewitters so trefflich und spannend beschreibt, dass ich sie mir gemerkt habe und jetzt mal abschreibe.
“Die Luft war dumpf. Draußen war das letzte Stück Blau verschwunden, und tief, schwer und trächtig hing der dunkelgraue Himmel hernieder. Die Farben des Zimmers, die Tinten der Landschaften auf den Tapeten, das Gelb der Möbel und der Vorhänge, waren erloschen, die Nuancen in Tonys (eine der Hauptdarstellerinnen) Kleide speilten nicht mehr, und die Augen der Menschen waren ohne Glanz. Und der Wind, der Westwind, der eben noch drüben in den Bäumen auf dem Marienkirchhof gespielt hatte und den Staub auf der dunklen Straße in kleinen Wirbeln umhergetrieben hatte, regte sich nicht mehr. Es war einen Augenblick vollkommen still. (Und jetzt kommt’s)
Da, plötzlich, trat dieser Moment ein … ereignete sich etwas Lautloses, Erschreckendes. Die Schwüle schien verdoppelt, die Atmosphäre schien einen, sich binnen einer Sekunde rapide steigernden Druck auszuüben, der das Gehirn beängstigte, das Herz bedrängte, die Atmung verwehrte … drunten flatterte eine Schwalbe so dicht über der Straße, daß ihre Flügel das Pflaster schlugen … Und dieser unentwirrbare Druck, diese Spannung, diese wachsende Beklemmung des Organismus wäre unerträglich geworden, wenn sie den geringsten Teil eines Augenblicks länger gedauert hätte, wenn nicht auf ihrem sofort erreichten Höhepunkt eine Abspannung, ein Überspringen stattgefunden hätte … ein kleiner, erlösender Bruch, der sich unhörbar irgendwo ereignete und den man gleichwohl zu hören glaubte … wenn nicht in demselben Moment, fast ohne daß ein Tropfenfall vorhergegangen wäre, daß das Wasser im Rinnstein schäumte und auf dem Bürgersteig hoch emporsprang …”
Ist das nicht phantastisch? Ich liebe es. Genießt das Video und lest Euch den Text noch mal dabei durch. Vielleicht gefällt es Euch dann auch …