Samstag, 30. März 2013

Straßenumbenennung der Gabelsbergerstraße …




… das kennen wir ja.
Ich erinnere mich an Möllendorffstraße in Jaques-Duclos-Straße, oder Kniprodestraße in Arthur-Becker-Straße, oder Fruchtstraße in Straße der Pariser Kommune, oder Rüdersdorfer Straße in … ich weiß nicht mehr-Straße (irgendein französischer Revolutionär, aus Anlass des 200. Jahrestages des Sturmes auf die Bastille … glaube ich).
Nun, in den fast 35 Jahren, die ich in der sozialistischen Ära von Berlin leben durfte, habe ich so einige Straßenumbenennungen erlebt. Hatte ja meistens politischen Hintergrund, weshalb ich schon damals kein Freund davon war. Dass die Bersarinstraße nach dem ersten Stadtkommandanten, die Dimitroffstraße nach dem bulgarischen Kommunisten und die Marchlewskistraße nach dem Mitbegründer des Spartakusbundes benannt wurden, war für mich ja nichts Neues, ich bin damit aufgewachsen. Aber die oben genannten Umbenennungen gingen mir damals schon auf den Keks.
Und als dann die Wende kam störte mich, dass unsere Besser-Wessis und ihre Gefolgschaft nichts eiligeres zu tun hatte, als mal schnell entweder alles wieder rückgängig zu machen, nein, es kamen auch noch, für mich schwer zu akzeptierende, Umbenennungen dazu. Wie die U-Bahnstationen Weberwiese und Petersburger Straße, aus Hans-Beimler-Straße wurde Otto-Braun-Straße und die Tradition der politischen Umbenennung von Straßen setzte sich damit fort. Als die Kochstraße zum Teil zu Rudi-Dutschke-Straße wurde, hatte ich dafür Verständnis. Immerhin blieb ja ein Teil des alten Namen erhalten. Und als dann vom Senat beschlossen wurde, dass bis auf weiteres (genauer weiß ich es nicht) nur noch Frauennamen für neu gebaute Straßen verwendet werden sollen, hatte ich auch kein großes Problem damit.
Aber nun geht es ans Eingemachte.
Am 28. April wird in einer “Feierstunde” die Gabelsbergerstraße (Miterfinder der Stenographie) in Silvio-Meier-Straße umbenannt. Der Junge wurde im U-Bahnhof Samariterstraße vor 20 Jahren von Neonazis erstochen. Seitdem gibt es dort jedes Jahr zu seinem Geburtstag und/oder Todestag linke, teilweise gewalttätige Demonstrationen.
Nun, für mich persönlich hat die Gabelsbergerstraße mehr Wert, als der Name dieses jungen sogenannten Antifaschisten aus der Hausbesetzerszene der 90er Jahre. Natürlich war das eine Riesensauerei, diesen Bengel zu ermorden. Aber ist er deshalb ein Märtyrer, den man ehren muss?
Solange ich denken kann, erinnert mich diese Straße an meine Tante, die dort 30 Jahre lange wohnte, an meine eigene Wohnung (1982 – 1998) und damit an viele schöne Erinnerungen, auch wenn ich 98 dort wegen des Hundekekelgeruches weg zog. Na klar, in meinem Alter hält man sowieso an den meisten Dingen fest, die man liebt, besonders Erinnerungen, Fotos und so. Aber sich damit abzufinden, dass aus politischen Gründen alles durcheinander gebracht wird, was jahrelang in Ordnung war, und womit sich ja auch nichts ändern wird, als nur das Namensschild, ist eine Sache, die ich nur schwer verdauen kann. Ich spekuliere mal …
Als erstes wird das Straßenschild  “geschändet”. Man rate mal von wem. Dann werden die Demonstrationen an seinem Geburtstag und/oder Todestag weiterhin gewalttätig ablaufen, vielleicht sogar noch schlimmer, als früher, weil die Nazis neidisch sind. Was hat man also erreicht außer dass hunderte von Bewohnern zum Bürgeramt müssen, um sich einen Aufkleber für den Personalausweis abzuholen auf dem dann als Straße die Silvio-Maier-Straße steht? Nicht viel. Es sei denn, man betrachtet die Einnahmen, die dadurch in die Bezirkskasse fließen als etwas positives.

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