Sonntag, 3. April 2011

Fensterputzen für den Frieden

Der Frühling ist da und dazu gehört, meiner Erziehung entsprechend, das Fensterputzen.
Heute war es wieder so weit. Das Wetter war schön, Regen nicht zu sehen und ich hatte Zeit und Lust.
Aber wie machen? Mein Nachbar erzählte mir kürzlich, dass er (72 Jahre alt) das seit zwei Jahren von einem Fensterputzer machen ließe, für 35 Kröten. Nun, dann hat er das also bis zu seinem 70. selbst gemacht. Ich bin jetzt fast 55, also muss ich wohl noch eine Weile ran, und außerdem ist Fensterputzen sowieso Männersache, meiner Meinung nach.
Also wie machen? Ich habe da jahrelang rumexperimentiert. Alles hat irgendwie funktioniert. Mit Glasreinigerspray, mit Lederlappen, mit Leinentüchern oder zerrissener Unterwäsche, mit klarem Wasser, mit Fitwasser, .... Wie gesagt, alles hat irgendwie funktioniert.
Aber an diesem Wochenende bin ich zu einer Technik zurück gekehrt, die ich gelernt habe, als ich 19 war. Den größten Teil meines 19. Lebensjahres habe ich bei den Grenztruppen zugebracht. Ein halbes Jahr Ausbildung in Halberstadt und ein ganzes Jahr am Zaum in Walbeck, damals Brandenburg - heute Sachsen-Anhalt.
Und wie ging und geht diese Technik? Ganz einfach, Fitwasser ist wichtig, ein Lappen ist wichtig und DAS WICHTIGSTE, das Neue Deutschland. Lese ich heute nicht mehr, also muss irgendeine Zeitung auch gehen. So, nun den Rahmen waschen, die Scheiben vorreinigen, nachreinigen und dann mit Zeitungspapier blank wischen. Da war jeder Feldwebel zufrieden und ich auch.
Ich habe gestaunt, wie schnell mir das von der Hand ging und automatisch tauchten Erinnerungen an die Zeit vor 36 Jahren auf, als ich mitten im Kalten Krieg für den Frieden gesorgt habe und dadurch auch Fenster geputzt habe für den Frieden.
Na klar kann man da einhaken und meinen, Willi spinnst Du? Wieso hast Du für den Frieden gesorgt? Schließlich wurden an der Grenze soundsoviel Menschen getötet, ... Ich weiß das alles, aber damals war ich 19 und wer mal zurück denkt wird vielleicht erkennen, dass alles genauso sein musste, wie es war. Denn sonst wäre das Heute nicht so, wie es ist.


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